Französische Bulldogge Großer Typ: Mehr als nur Übergröße?
Die Französische Bulldogge hat sich zu einer der beliebtesten Hunderassen weltweit entwickelt. Mit ihrem charmanten Auftreten, den unverwechselbaren Fledermausohren und ihrem liebevollen Charakter erobern sie die Herzen im Sturm. Wenn Sie sich mit der Rasse beschäftigen, stoßen Sie vielleicht auf den Begriff “Großer Typ” der Französischen Bulldogge. Was genau bedeutet das? Gibt es eine offiziell anerkannte größere Variante? Oder verbirgt sich dahinter etwas anderes?
In diesem Artikel beleuchten wir das Konzept des “Großen Typs”, vergleichen ihn mit dem Rassestandard, sprechen über die potenziellen Gründe für eine größere Größe und, was am wichtigsten ist, diskutieren die damit verbundenen Überlegungen, insbesondere hinsichtlich der Gesundheit.
Der offizielle Rassestandard: Was ist “normal”?
Bevor wir uns dem “Großen Typ” zuwenden, ist es wichtig zu verstehen, was der offizielle Rassestandard für die Französische Bulldogge vorschreibt. Dieser Standard wird von internationalen Kynologenverbänden wie der FCI (Fédération Cynologique Internationale) festgelegt und beschreibt das ideale Erscheinungsbild, Wesen und die Größe der Rasse.
Laut Standard ist die Französische Bulldogge ein kleiner bis mittelgroßer Hund, der kräftig und kompakt gebaut ist. Das Gewicht ist dabei der entscheidende Faktor für die Größe und sollte bei Rüden zwischen 9 und 14 kg und bei Hündinnen zwischen 8 und 13 kg liegen. Eine geringe Toleranz von etwa 500g darüber hinaus ist manchmal akzeptabel, aber das Ideal liegt innerhalb dieser Spanne. Die Widerristhöhe ist proportional zum Gewicht, typischerweise liegt sie zwischen 25 und 35 cm.
Das Wesen wird als freundlich, fröhlich, verspielt und anpassungsfähig beschrieben. Sie sind typische Begleithunde, die eine enge Bindung zu ihren Menschen aufbauen.
Worum handelt es sich beim “Großen Typ”?
Wenn von einem “Großen Typ” der Französischen Bulldogge die Rede ist, handelt es sich nicht um eine offiziell anerkannte Variante der Rasse. Es gibt keinen FCI-Standard für eine “große” Französische Bulldogge. Der Begriff wird informell für Hunde verwendet, die das im Rassestandard vorgesehene Maximalgewicht von 13-14 kg deutlich überschreiten.
Ein Hund, der als “Großer Typ” bezeichnet wird, kann 15 kg, 18 kg oder sogar über 20 kg wiegen. Diese Größe liegt signifikant außerhalb des gewünschten Korridors für die Rasse.
Warum gibt es größere Exemplare?
Es gibt verschiedene Gründe, warum manche Französische Bulldoggen größer werden als im Standard vorgesehen:
- Genetische Variation innerhalb der Rasse: Auch innerhalb reinrassiger Linien kann es zu Schwankungen kommen. Manche Hunde tragen einfach Gene, die zu einem etwas kräftigeren oder größeren Wuchs führen, auch wenn sie von standardgerechten Eltern abstammen.
- Zuchtstrategien: Einige Züchter (oft solche, die nicht nach den strengen Regeln von Zuchtverbänden züchten) konzentrieren sich möglicherweise auf die Größe oder vernachlässigen bewusst oder unbewusst das Gewichtslimit des Standards bei der Auswahl ihrer Zuchttiere. Dies kann dazu führen, dass über Generationen hinweg größere Tiere hervorgebracht werden. Eine solche Zucht, die sich von den Rassestandards entfernt, kann Bedenken aufwerfen.
- Mischlinge: Gelegentlich kann es sich bei einem “Großen Typ” auch um einen Mischling handeln, der Anteile einer anderen, größeren Rasse (z.B. Englische Bulldogge, American Bully im Miniatur-Format oder andere Bullterrier-Typen) in sich trägt. Solche Hunde ähneln zwar der Französischen Bulldogge, sind aber keine reinrassigen Vertreter und zeigen oft andere körperliche Eigenschaften, einschließlich der Größe.
- Überfütterung/Übergewicht: Ein Hund, der einfach zu viel Futter bekommt und zu wenig Bewegung hat, wird natürlich übergewichtig. Übergewicht mag von manchen Laien fälschlicherweise als “kräftig” oder “groß” interpretiert werden, ist aber schlichtweg ein Gesundheitsrisiko durch zu viel Körperfett.
Vergleich: Standard vs. “Großer Typ” (Informelle Bezeichnung)
Um die Unterschiede (und Gemeinsamkeiten) zwischen dem offiziellen Standard und dem informellen “Großen Typ” zu verdeutlichen, betrachten wir einige Aspekte:
Merkmal | Standard Französische Bulldogge | “Großer Typ” Französische Bulldogge (Informell) |
---|---|---|
Anerkennung | Offiziell anerkannte Rassestandard (FCI, AKC etc.) | Keine offizielle Anerkennung als Rassevariante |
Gewicht | Rüden: 9-14 kg, Hündinnen: 8-13 kg | Deutlich über 14 kg (oft 15 kg, 18 kg, >20 kg) |
Größe/Höhe | Proportional zum Gewicht (ca. 25-35 cm WH) | Proportional größer/massiger |
Körperbau | Kompakt, muskulös, kräftig | Kann kompakter & massiger erscheinen, oder durch Mischung gestreckter/anders proportioniert sein |
Wesen | Freundlich, verspielt, anpassungsfähig | Sollte Rassetypisch sein, kann aber durch Größe/Mischung leicht variieren |
Zuchtziel | Erhaltung des Rassestandards, Gesundheit, Wesen | Fokus oft auf Größe/Aussehen, seltener auf Gesundheit & Standardtreue |
Ausstellungs-Taugl. | Ja, wenn dem Standard entsprechend | Nein, da außerhalb des Standards |
Gesundheit | Rassetypische Prädispositionen (Atemwege, Wirbelsäule etc.) | Erhöhtes Risiko für rassetypische Probleme und zusätzliche gewichtsbedingte/größenbedingte Probleme |
Es ist wichtig zu verstehen, dass ein größerer Hund nicht automatisch ein “besserer” oder “robusterer” Hund ist. Tatsächlich kann das Gegenteil der Fall sein.
Gesundheitliche Aspekte beim “Großen Typ”
Französische Bulldoggen sind, wie viele brachyzephale (kurzköpfige) Rassen, anfällig für verschiedene Gesundheitsprobleme. Eine übermäßige Größe kann diese Probleme oft verschärfen und neue Risiken mit sich bringen.
Hier sind einige der potenziellen Gesundheitsprobleme, die bei größeren Französischen Bulldoggen eine erhöhte Rolle spielen können:
- Verschlechterung des Brachyzephalen Atemwegssyndroms (BOAS): Größere und schwerere Hunde haben oft engere Atemwege im Verhältnis zu ihrer Körpermasse. Übergewicht (das bei größeren Hunden häufiger auftritt oder schwerer zu vermeiden ist) verschlimmert Kurzatmigkeit, Schnarchen und das Risiko von Hitzschlag dramatisch.
- Gelenkprobleme: Zusätzliches Gewicht belastet Gelenke wie Hüften, Ellbogen und Knie (Patellaluxation). Größere Hunde können ein höheres Risiko für Arthrose und andere Gelenkbeschwerden im Alter haben.
- Wirbelsäulenprobleme: Die Rasse ist anfällig für Keilwirbel und Bandscheibenvorfälle (IVDD – Intervertebral Disc Disease). Mehr Gewicht und eine potenziell andere Wirbelsäulenstruktur bei Hunden außerhalb des Standards können das Risiko von Problemen erhöhen.
- Hitzschlag: Unabhängig von der Größe sind Französische Bulldoggen anfällig für Hitzschlag. Größere und schwerere Hunde überhitzen noch schneller, da sie mehr Masse haben, die Wärme produziert und weniger effizient kühlen können.
- Herz-Kreislauf-Belastung: Ein größerer Körper und potenzielles Übergewicht belasten Herz und Kreislauf stärker.
- Lebenserwartung: Hunde, die deutlich vom Rassestandard abweichen (insbesondere in potenziell ungesunde Richtungen wie Extreme in Größe oder Körperbau), haben tendenziell eine geringere Lebenserwartung.
Was sollten Sie bedenken, wenn Sie sich für eine (möglicherweise größere) Französische Bulldogge interessieren?
Auch wenn der “Große Typ” kein offizieller Begriff ist, sollten Sie die folgenden Punkte berücksichtigen, wenn Sie auf ein solches Exemplar stoßen oder bewusst nach einem kräftigeren Hund suchen:
- Informieren Sie sich über den Rassestandard: Verstehen Sie, was eine “typische” Französische Bulldogge ausmacht, sowohl im Aussehen als auch im Wesen und in der Gesundheit. Dies hilft Ihnen, Abweichungen einzuordnen.
- Wählen Sie einen seriösen Züchter: Ein ethischer Züchter züchtet im Rahmen des Rassestandards und legt Wert auf Gesundheit über Größe. Er sollte Ihnen die Gesundheitszeugnisse der Elterntiere zeigen können (Untersuchungen auf BOAS, Patellaluxation, Wirbelsäulenprobleme etc.) und offen über mögliche Gesundheitsrisiken sprechen. Züchter, die bewusst mit dem Begriff “Großer Typ” werben, könnten bedenklich sein, da dies oft auf ein Abweichen vom Standard hindeutet. Fragen Sie immer nach dem erwarteten Erwachsenengewicht und den Messungen der Elterntiere.
- Vermeiden Sie Extreme: Hunde, die extrem groß oder extrem klein sind (Mini-Bullys sind ein ähnliches, oft problematisches Thema), haben ein deutlich erhöhtes Gesundheitsrisiko.
- Seien Sie skeptisch bei “Designer-Bullys”: Hunde, die als “XL Frenchie”, “American Frenchie” oder ähnliches beworben werden, sind oft Mischlinge (z.B. mit American Bully) und haben nicht die Gesundheitssicherheiten oder vorhersehbaren Eigenschaften einer reinrassigen Französischen Bulldogge, die nach den Standards gezüchtet wurde.
- Gesundheit geht vor Aussehen: Ein gesunder Hund, der dem Standard entspricht, wird Ihnen länger und mit weniger Tierarztkosten Freude bereiten als ein Hund mit “beeindruckender” Größe, der unter gesundheitlichen Problemen leidet.
- Bereiten Sie sich auf potenzielle Gesundheitskosten vor: Französische Bulldoggen können teuer in der Haltung sein, insbesondere wenn sie gesundheitliche Probleme entwickeln. Dies gilt umso mehr für Hunde, die nicht dem gesunden Standard entsprechen. Eine Tierkrankenversicherung kann sinnvoll sein.
- Passen Sie Haltung und Bewegung an: Französische Bulldoggen brauchen maßvolle Bewegung. Bei größeren oder kräftigeren Exemplaren müssen Sie besonders vorsichtig sein, Überhitzung zu vermeiden und die Gelenke nicht zu überlasten. Lange Spaziergänge in der Mittagshitze sind tabu.
Liste: Wichtige Fragen an einen Züchter (insbesondere bei potenziell größeren Welpen):
- Wie groß und schwer sind die Elterntiere des Wurfes?
- Welches Gewicht erwarten Sie bei den Welpen im Erwachsenenalter?
- Sind die Elterntiere auf rassetypische Krankheiten untersucht (BOAS-Grad, Patellaluxation, Wirbelsäule, Augen, Herz)? Können Sie die Ergebnisse zeigen?
- Werden die Welpen vor der Abgabe tierärztlich untersucht, geimpft und gechippt?
- Ist der Wurf bei einem Rassezuchtverband registriert und erhalten die Welpen Papiere? (Papiere sind ein Nachweis der Abstammung und dass zumindest versucht wurde, nach den Regeln des Verbandes zu züchten – sie sind aber keine Garantie für Gesundheit).
- Wie sozialisieren Sie die Welpen?
- Kann ich die Mutter und den Wurf besichtigen?
Fazit
Der Begriff “Großer Typ” der Französischen Bulldogge beschreibt informell Hunde, die deutlich größer und schwerer sind als der offizielle Rassestandard vorsieht. Es handelt sich nicht um eine anerkannte Variante der Rasse. Während solche Hunde existieren und von manchen Menschen gesucht werden, ist es entscheidend zu verstehen, dass diese Größe oft mit erhöhten Gesundheitsrisiken verbunden ist, die über die ohnehin schon vorhandenen rassetypischen Anfälligkeiten hinausgehen können.
Wenn Sie sich für eine Französische Bulldogge entscheiden, legen Sie Wert auf Gesundheit, Wesen und die Einhaltung des Rassestandards, der seit langem auf das Wohl der Rasse ausgelegt ist. Ein seriöser Züchter, der transparente Gesundheitsinformationen liefert und im Rahmen eines anerkannten Verbandes züchtet, ist die beste Wahl, um sicherzustellen, dass Sie einen gesunden und typvollen Begleiter bekommen – unabhängig von der Größe, solange sie im Standardbereich liegt.
FAQs zum Thema Französische Bulldogge Großer Typ
F: Ist der “Große Typ” eine eigene Rasse oder Variante der Französischen Bulldogge? A: Nein, der “Große Typ” ist keine offiziell anerkannte Variante. Der Begriff wird informell für Französische Bulldoggen verwendet, die deutlich schwerer sind als im offiziellen Rassestandard vorgesehen (über 13-14 kg).
F: Sind größere Französische Bulldoggen gesünder oder robuster? A: Oft das Gegenteil. Eine übermäßige Größe und das damit verbundene höhere Gewicht können rassetypische Gesundheitsprobleme wie Atemprobleme und Gelenkbelastungen verschärfen. Sie sind nicht zwangsläufig robuster.
F: Wie groß kann eine Französische Bulldogge des “Großen Typs” werden? A: Während der Standard ein Maximalgewicht von 13-14 kg angibt, können Hunde, die als “Großer Typ” bezeichnet werden, 15 kg, 18 kg oder sogar über 20 kg wiegen. Dies liegt weit außerhalb des gesunden Bereichs für die Rasse.
F: Woher kommen diese größeren Hunde? A: Sie können das Ergebnis genetischer Variationen innerhalb der Rasse, gezielter (und oft fragwürdiger) Zucht auf Größe oder möglicher Kreuzungen mit anderen Rassen sein.
F: Sollte ich einen Hund kaufen, der als “Großer Typ” beworben wird? A: Sie sollten Vorsicht walten lassen. Züchter, die diesen Begriff verwenden, züchten oft außerhalb des Rassestandards. Informieren Sie sich sehr genau über die Gesundheit der Linie, lassen Sie sich Gesundheitszeugnisse zeigen und bedenken Sie die erhöhten potenziellen Gesundheitsrisiken und -kosten. Ein seriöser Züchter wird sich an den offiziellen Standard halten.
F: Sind “XL Frenchies” dasselbe wie der “Große Typ”? A: “XL Frenchie” ist ebenfalls eine informelle und oft irreführende Bezeichnung. Sie kann sich auf sehr große reinrassige Exemplare beziehen, aber noch häufiger beschreibt sie Mischlinge, oft mit American Bully-Anteil, die größer sind und nicht dem Rassestandard entsprechen. Es besteht hier ein hohes Risiko, einen Hund mit unvorhersehbaren Eigenschaften und Gesundheitsproblemen zu erwerben.