Geburt einer Französischen Bulldogge: Was Sie Wissen Müssen
Die Französische Bulldogge ist eine beliebte Hunderasse, bekannt für ihren charmanten Charakter und ihr unverwechselbares Aussehen. Wenn Sie planen, mit Ihrer Französischen Bulldogge zu züchten oder einfach nur neugierig auf diesen spezifischen Aspekt der Rasse sind, ist es unerlässlich zu verstehen, dass die Geburt bei diesen Hunden oft eine besondere Herausforderung darstellt und sich deutlich von der Geburt bei vielen anderen Rassen unterscheiden kann.
Dieser Artikel führt Sie durch die wichtigsten Aspekte der Geburt bei Französischen Bulldoggen, von der Vorbereitung über den Ablauf bis hin zur Nachsorge. Sie erfahren, warum ein Kaiserschnitt bei dieser Rasse so häufig ist und wie Sie sich bestmöglich auf dieses Ereignis vorbereiten können.
Warum ist die Geburt bei Französischen Bulldoggen anders?
Das charakteristische Aussehen der Französischen Bulldogge, insbesondere ihr großer Kopf und die schmale Beckenstruktur im Verhältnis zur Kopfgröße der Welpen, ist der Hauptgrund für die Schwierigkeiten bei der natürlichen Geburt.
- Brachyzephalie (Kurzköpfigkeit): Welpen Französischer Bulldoggen haben oft einen relativ großen Kopf im Vergleich zu ihren Körpern, was das Passieren des Geburtskanals erschweren kann.
- Schmales Becken: Hündinnen dieser Rasse haben oft ein eher schmales Becken. Dies ist eine anatomische Besonderheit, die eine natürliche Geburt von Welpen mit großen Köpfen zusätzlich behindert.
- Gebärmutterträgheit (Uterusinertie): Bei Französischen Bulldoggen tritt häufiger als bei anderen Rassen eine primäre oder sekundäre Gebärmutterträgheit auf. Das bedeutet, dass die Gebärmutter entweder keine oder nur sehr schwache Kontraktionen zeigt (primär) oder die Kontraktionen während des Geburtsvorgangs nachlassen (sekundär), obwohl die Welpen bereit zur Geburt wären.
Diese Faktoren führen dazu, dass ein signifikanter Anteil der Geburten bei Französischen Bulldoggen per Kaiserschnitt (Sectio caesarea) durchgeführt werden muss. Es ist nicht ungewöhnlich, dass über 80% der Würfe bei dieser Rasse auf diese Weise zur Welt kommen. Dies ist keine Schwäche der Hündin, sondern eine rassespezifische Eigenheit, die durch Zucht und Anatomie bedingt ist.
Vorbereitung auf die Geburt
Eine sorgfältige Vorbereitung ist bei der Geburt einer Französischen Bulldogge absolut entscheidend. Angesichts der hohen Wahrscheinlichkeit eines Kaiserschnitts ist es wichtig, nicht nur auf eine natürliche Geburt, sondern vor allem auf den Gang zum Tierarzt vorbereitet zu sein.
- Tierärztliche Betreuung:
- Wählen Sie frühzeitig einen Tierarzt, der Erfahrung mit der Zucht von Französischen Bulldoggen und idealerweise mit der Durchführung von Kaiserschnitten hat.
- Besprechen Sie mit Ihrem Tierarzt den voraussichtlichen Geburtstermin. Dieser wird anhand des Deckdatums oder mittels Ultraschall/Röntgen ermittelt.
- Planen Sie regelmäßige Kontrollen während der Trächtigkeit.
- Klären Sie ab, welcher Tierarzt zu welcher Zeit im Notfall (auch nachts oder am Wochenende) erreichbar ist und Kaiserschnitte durchführen kann. Dies ist der wichtigste Schritt. Sie benötigen einen Notfallplan.
- Ernährung und Gesundheitszustand:
- Stellen Sie sicher, dass Ihre Hündin während der Trächtigkeit optimal ernährt wird. In den letzten Wochen der Trächtigkeit kann eine Umstellung auf hochwertiges Welpenfutter sinnvoll sein, um den erhöhten Energiebedarf zu decken.
- Ihre Hündin sollte in guter körperlicher Verfassung sein. Über- oder Untergewicht kann den Geburtsverlauf negativ beeinflussen (sowohl natürlich als auch bei der Narkose für den Kaiserschnitt).
- Vorbereitung der Wurfbox und Umgebung:
- Auch wenn die Wahrscheinlichkeit eines Kaiserschnitts hoch ist, sollten Sie eine geeignete Wurfbox vorbereiten. Sie dient als sicherer Ort für die Hündin und die Welpen nach der Geburt/dem Kaiserschnitt.
- Die Box sollte sauber, ruhig und zugluftfrei sein. Die ideale Temperatur für neugeborene Welpen liegt bei ca. 28-30°C in den ersten Tagen. Heizmatten oder Wärmelampen (außerhalb der direkten Reichweite der Tiere) können hier hilfreich sein.
- Gewöhnen Sie Ihre Hündin bereits einige Wochen vor dem Termin an die Wurfbox.
- Ausstattung für die Geburt/den Kaiserschnitt und Nachsorge:
- Stellen Sie sicher, dass Sie die notwendigen Utensilien griffbereit haben.
Wichtige Utensilien für die Geburt/Nachsorge (Checkliste):
Artikel | Zweck |
---|---|
Telefonnummer Tierarzt (Notfall) | Absolut entscheidend! |
Saubere Handtücher (mehrere) | Abrocknen der Welpen, Unterlage |
Desinfektionsmittel | Für Hände und ggf. Instrumente |
Scharfe, sterile Schere | Ggf. zum Durchtrennen der Nabelschnur (nach tierärztlicher Anweisung) |
Zahnseide oder Nabelschnur-Klemmen | Zum Abbinden der Nabelschnur (nach tierärztlicher Anweisung) |
Jod-Tinktur | Zur Desinfektion des Nabelschnur-Stumpfes |
Waage (Küchenwaage oder Babywaage) | Tägliche Gewichtskontrolle der Welpen |
Notizbuch & Stift | Notieren Geburtszeit, Gewicht, Besonderheiten der Welpen |
Wärmequelle (Heizmatte, Rotlichtlampe) | Kritisch für die Welpentemperatur |
Kleine Pipette oder Spritze | Ggf. für Kolostrum-Gabe oder Flüssigkeit |
Welpenmilch & Fläschchen | Für Notfälle oder Zufütterung |
Einweghandschuhe | Hygiene |
Fieberthermometer | Kontrolle der Hündinnen-Temperatur |
Traubenzuckerlösung | Kann der Hündin Energie geben |
Kotzschüssel/Unterlagen | Falls die Hündin erbricht |
Transportbox | Für den Transport zum Tierarzt |
Anzeichen der bevorstehenden Geburt
Die Anzeichen einer bevorstehenden Geburt können variieren, aber einige häufige Vorboten sind:
- Temperaturabfall: Etwa 12-24 Stunden vor Beginn der Wehen fällt die Körpertemperatur der Hündin typischerweise um 1-2 Grad Celsius ab (Normaltemperatur ca. 38,0-39,0°C). Messen Sie die Temperatur in den letzten Trächtigkeitstagen regelmäßig.
- Unruhe und Nestbauverhalten: Die Hündin wird nervös, sucht einen Platz, scharrt in Decken oder Handtüchern.
- Appetitlosigkeit: Viele Hündinnen fressen kurz vor der Geburt nicht mehr.
- Hecheln: Vermehrtes Hecheln kann ein Zeichen für beginnende Wehen sein.
- Erbrechen: Manchmal tritt kurz vor der Geburt auf.
- Veränderungen im Verhalten: Anhänglicher oder distanzierter als sonst.
- Ausfluss: Gelegentlich tritt ein klarer oder schleimiger Ausfluss auf.
Die Geburt – Warum der Tierarzt oft der Geburtshelfer ist
Bei einer Französischen Bulldogge sollten Sie bei den ersten deutlichen Anzeichen von Wehen oder sogar schon beim Eintritt in die Phase der Unruhe und des Temperaturabfalls engen Kontakt zu Ihrem Tierarzt aufnehmen.
Die “natürliche” Geburt (wenn sie denn beginnt) verläuft typischerweise in drei Phasen:
- Eröffnungsphase (6-12 Stunden, manchmal länger): Die Gebärmutter beginnt sich zusammenzuziehen, der Muttermund öffnet sich. Die Hündin ist unruhig, hechelt, baut Nester. Oft gibt es noch keine sichtbaren äußeren Wehen.
- Austreibungsphase (variable Dauer): Sichtbare, kräftige Bauchpressen setzen ein. Der erste Welpe sollte normalerweise innerhalb von 1-2 Stunden nach Beginn der starken Presswehen geboren werden. Die Pause zwischen den Welpen sollte idealerweise nicht länger als 1-2 Stunden sein.
- Nachgeburtsphase: Nach jedem Welpen wird die Nachgeburt (Plazenta) ausgestoßen. Dies kann auch gesammelt nach mehreren Welpen geschehen. Die Hündin frisst oft die Nachgeburten.
Der kritische Punkt bei der Französischen Bulldogge:
Oft kommt es gar nicht erst zu einer erfolgreichen Austreibungsphase. Wenn Ihre Hündin deutliche Presswehen zeigt, sich aber innerhalb von 30-60 Minuten nichts tut, oder die Wehen schwach sind und nachlassen, oder Sie andere Anzeichen von Komplikationen (z.B. grüner Ausfluss ohne sofortige Welpengeburt) bemerken, ist dies ein Notfall und Sie müssen sofort den Tierarzt aufsuchen.
Wahrscheinlicher ist jedoch, dass Sie bereits bei den ersten Anzeichen (Temperaturabfall, Unruhe) zum Tierarzt fahren, um eine Untersuchung durchführen zu lassen. Mittels Ultraschall kann die Vitalität der Welpen geprüft werden. Eine Röntgenaufnahme kurz vor dem errechneten Termin kann Aufschluss über die Anzahl der Welpen und deren Größe im Verhältnis zum Becken der Hündin geben.
Basierend auf der Untersuchung und dem Geburtsverlauf wird Ihr Tierarzt entscheiden, ob ein Kaiserschnitt notwendig und ratsam ist. Bei Französischen Bulldoggen wird ein Kaiserschnitt häufig als geplante Maßnahme (“planmäßiger Kaiserschnitt”) durchgeführt, wenn der Termin erreicht ist und die Anzeichen auf eine nahende Geburt hindeuten, oder wenn der Tierarzt aufgrund der Anatomie sicher ist, dass eine natürliche Geburt unwahrscheinlich ist.
Der Kaiserschnitt
Ein Kaiserschnitt ist ein chirurgischer Eingriff, der unter Vollnarkose durchgeführt wird. Die Welpen werden direkt aus der Gebärmutter entnommen.
- Ablauf: Sie bringen Ihre Hündin in die Tierklinik oder Tierarztpraxis. Dort wird sie vorbereitet und narkotisiert. Die Welpen werden entnommen, abgesaugt, abgetrocknet und kontrolliert, während die Hündin versorgt wird. Oft können Sie kurz nach dem Eingriff Ihre Hündin und die Welpen bereits im Aufwachraum sehen.
- Ihre Rolle während des Kaiserschnitts: Während des Eingriffs können Sie Ihrem Tierarzt oft bei der Versorgung der Welpen assistieren, indem Sie diese trocken reiben und warmhalten. Dies ist eine wertvolle Hilfe.
Nachsorge – Mutter und Welpen
Die Zeit unmittelbar nach der Geburt oder dem Kaiserschnitt ist entscheidend.
- Die Hündin: Sie muss sich von der Narkose erholen. Nach dem Kaiserschnitt hat sie eine Operationswunde, die sorgfältig überwacht werden muss. Sie benötigt Ruhe, Schmerzmittel und eine gute Ernährung. Es ist wichtig, dass sie die Welpen annimmt und säugt.
- Die Welpen:
- Atmung und Wärme: Stellen Sie sicher, dass alle Welpen frei atmen und warm bleiben. Dies ist besonders kritisch nach einem Kaiserschnitt, da sie nicht den natürlichen Übergang durch den Geburtskanal hatten. Die Wurfbox mit Wärmequelle ist hier essenziell.
- Säugen: Bringen Sie die Welpen vorsichtig an die Zitzen der Mutter. Sie müssen sofort Colostrum (Erstmilch) aufnehmen, das lebenswichtige Antikörper enthält. Achten Sie darauf, dass jeder Welpe säugt.
- Gewichtskontrolle: Wiegen Sie jeden Welpen kurz nach der Geburt und dann mindestens zweimal täglich (morgens und abends). Welpen sollten täglich zunehmen. Ein Gewichtsverlust nach den ersten 24 Stunden oder Stagnation sind Alarmzeichen.
- Beobachtung: Achten Sie auf Anzeichen von Schwäche, ständiges Schreien, kalte Gliedmaßen, schlechte Reflexe oder Durchfall bei den Welpen.
Potenzielle Komplikationen nach der Geburt
Auch nach einer erfolgreichen Geburt (natürlich oder per Kaiserschnitt) können Komplikationen auftreten:
- Gebärmutterentzündung (Metritis): Kann durch zurückgebliebene Nachgeburten oder Infektionen verursacht werden. Anzeichen sind Fieber, Appetitlosigkeit, übelriechender Ausfluss.
- Milchfieber (Eklampsie): Ein lebensbedrohlicher Kalziummangel, der meist in den ersten Wochen nach der Geburt auftritt. Anzeichen sind Unruhe, Zittern, Steifheit, Fieber, Krämpfe. Sofort Tierarzt aufsuchen!
- Mastitis (Gesäugeentzündung): Entzündung der Milchdrüsen, oft durch Bakterien verursacht. Das Gesäuge ist hart, schmerzhaft, rot und warm. Die Hündin kann Fieber haben und die Welpen vernachlässigen.
- Zurückgebliebene Nachgeburten: Wenn Nachgeburten in der Gebärmutter verbleiben, erhöht sich das Risiko einer Entzündung.
- Fading Puppy Syndrom: Welpen, die in den ersten Lebenstagen ohne erkennbaren Grund schwach werden und sterben. Kann viele Ursachen haben (Infektionen, Unterkühlung, mangelnde Milchaufnahme, angeborene Defekte).
Zusammenfassung
Die Geburt einer Französischen Bulldogge ist ein intensives Erlebnis, das aufgrund der rassespezifischen Anatomie in den meisten Fällen eine tierärztliche Intervention in Form eines Kaiserschnitts erfordert. Eine akribische Vorbereitung, insbesondere die frühzeitige Sicherstellung der tierärztlichen Betreuung rund um die Uhr, ist der Schlüssel zum Erfolg. Seien Sie bereit, Ihre Hündin und ihre Welpen nach der Geburt sorgfältig zu betreuen und auf mögliche Komplikationen zu achten. Mit der richtigen Planung und Unterstützung durch Ihren Tierarzt können Sie jedoch eine gesunde Geburt und einen guten Start für die kleinen Französischen Bulldoggen gewährleisten.
FAQs zur Geburt bei Französischer Bulldogge
Q: Muss meine Französische Bulldogge immer einen Kaiserschnitt haben? A: Nicht unbedingt immer, aber die Wahrscheinlichkeit ist extrem hoch (oft über 80%). Aufgrund des Missverhältnisses zwischen Kopfgröße der Welpen und dem Becken der Hündin sowie der Neigung zu Gebärmutterträgheit ist ein Kaiserschnitt die sicherere und häufigere Methode, um Komplikationen und Todesfälle bei Mutter und Welpen zu vermeiden.
Q: Wie viel kostet ein Kaiserschnitt bei einer Französischen Bulldogge? A: Die Kosten können stark variieren, abhängig von der Region, der Tierarztpraxis (normal vs. Spezialklinik), ob es ein geplanter Eingriff oder ein Notfall in der Nacht/am Wochenende ist. Planen Sie mit Mehreren hundert bis über tausend Euro. Es ist ratsam, die geschätzten Kosten im Vorfeld mit Ihrem Tierarzt zu besprechen.
Q: Wann sollte ich nach Beginn der Wehen den Tierarzt anrufen? A: Bei einer Französischen Bulldogge sollten Sie idealerweise schon bei den ersten deutlichen Anzeichen eines Geburtsbeginns (Temperaturabfall, starke Unruhe) engen Kontakt zu Ihrem Tierarzt aufnehmen. Warten Sie nicht zu lange, wenn die Wehen beginnen, aber keine Welpen kommen (z.B. länger als 30-60 Minuten starke Presswehen ohne Erfolg) oder wenn Sie andere besorgniserregende Anzeichen sehen (z.B. starker grüner Ausfluss). Im Zweifelsfall rufen Sie immer Ihren Tierarzt an.
Q: Wie stelle ich sicher, dass die Welpen genug trinken? A: Beobachten Sie die Welpen genau. Ein Welpe, der genug trinkt, ist ruhig, schläft viel, macht zufriedene Geräusche und nimmt täglich an Gewicht zu. Wiegen Sie die Welpen regelmäßig! Wenn ein Welpe unruhig ist, ständig schreit oder Gewicht verliert, kann dies ein Zeichen sein, dass er nicht genug Milch bekommt und tierärztliche Hilfe oder Zufütterung benötigt.
Q: Kann ich bei der Geburt (Kaiserschnitt) dabei sein? A: Das hängt von der Tierarztpraxis oder Klinik ab. Oft dürfen Sie während des Kaiserschnitts nicht im Operationssaal sein, aber viele Tierärzte erlauben Ihnen, im Aufwachraum dabei zu sein, während die Welpen versorgt werden, und dann schnell die Hündin und ihre Welpen zu übernehmen, sobald sie stabil sind. Klären Sie diese Möglichkeit im Voraus mit Ihrem Tierarzt.